5 Strategien zur Steigerung von Effizienz im T+1 Post-Trade Settlement
Laut der European Securities and Markets Authority (ESMA) scheitern durchschnittlich 5% bis 10% der Settlements von Aktien und 2% bis 4% der Anleihen-Transaktionen. Auf den ersten Blick mögen diese Zahlen gering erscheinen, doch sie summieren sich jährlich zu Milliardenbeträgen an operativen Kosten und Gebühren. Zudem belasten fehlgeschlagene Abwicklungen die gesamte Wertschöpfungskette und wirken sich auch negativ auf den Wertpapierleih- und Repo-Markt aus.
Seit Mai 2024 haben die Börsenplätze in den USA den Abwicklungszyklus erfolgreich von zwei Tagen (T+2) auf einen Tag (T+1) verkürzt. Diese Veränderung bringt erhebliche Vorteile, hat aber auch direkte Auswirkungen auf die Marktteilnehmer in der EU und der Schweiz, da sie sich auf eine ähnliche Umstellung vorbereiten müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Für Finance Operations Teams bedeutet dies eine dringende Notwendigkeit, ihre Abwicklungsprozesse anzupassen und zu optimieren, um die neuen Anforderungen zu erfüllen und zugleich die Chancen einer schnelleren Abwicklung zu nutzen.
Hürden aus dem Tagesgeschäft
Eine Umfrage von The ValueExchange aus dem Jahr 2023 zeigt eine unbequeme Ausganglage für Finance Operations Teams:
Hohe Abhängigkeit von manuellen Aufgaben (30%): Ein beträchtlicher Teil der Abwicklungsprozesse ist noch immer manuell, was zu Ineffizienzen und Fehlern führt.
Herausforderungen durch Anbieter und Marktstrukturen (30%): Unterschiede in Marktstrukturen und Anbietern erschweren standardisierte Prozesse und verursachen Komplexitäten, die den Abwicklungsprozess verlangsamen.
Hohe Anzahl an massgeschneiderten Lösungen und kundenindividuellem Messaging (17%): Der Einsatz von verschiedenen, nicht interoperablen Systemen führt zu Datensilos und Kommunikationsproblemen, die den Abwicklungsprozess verkomplizieren.
Veraltete IT-Plattformen (15%): Legacy-Systeme sind häufig nicht in der Lage, die Anforderungen moderner, schnelllebiger Finanzmärkte zu erfüllen und behindern somit Effizienz und Skalierbarkeit.
Papierbasierte Prozesse (7%): Trotz Digitalisierung gibt es immer noch viele papierbasierte Prozesse, die zeitaufwändig und fehleranfällig sind.
Risiken bei der Transformation
Diese Ausganglage wird weiter dadurch verschärft, dass Finance Operations Teams, die sich neu ausrichten wollen, Veränderung nur schwerfällig angehen können. Die Gründe dafür sind zahlreich:
Unklarheiten bezüglich Regeln und Einführungsterminen: Unklare regulatorische Vorgaben und Zeitpläne erschweren die Planung und Durchführung der notwendigen Anpassungen in den Abwicklungsprozessen.
Konkurrenz um Ressourcen und Sicherstellung von Projektressourcen: Die begrenzte Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte und konkurrierende Projekte machen es schwierig, die erforderlichen Ressourcen für die Umstellung zu sichern.
Parallellaufende regulatorische Projekte: Asset Manager stehen häufig unter Druck, mehrere regulatorische Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen, was zu Ressourcenkonflikten und Projektverzögerungen führen kann.
Verfügbarkeit von Fachkräften für das Change-Management: Erfolgreiches Change-Management ist entscheidend, um die Transformation zu unterstützen. Der Mangel an qualifizierten und erfahrenen Change Managern kann den Prozess erheblich verlangsamen.
Herausforderungen bei Systemumstellungen und Abhängigkeiten von veralteter Technologie: Alte Systeme und Technologien, die nicht mit den neuen Anforderungen kompatibel sind, stellen eine erhebliche Hürde dar und erfordern umfassende Modernisierungen.
Mangelnde Klarheit über Best Practices der Branche: Fehlen einheitlicher Best Practices führt zu Unsicherheit und uneinheitlichen Ansätzen, was die Effizienz der Abwicklungsprozesse beeinträchtigen kann.
5 innovative Ansätze, um Finance Operations Teams auf Erfolgskurs zu bringen
Verschiedene Ansätze erlauben es, Post-Trade Settlement Operations die nötige Effizienz zu erlangen:
1. Automatisierung und Ausnahmebasiertes Straight-Through Processing (STP):
Automatisierung ist der Schlüssel zur Verbesserung der Abwicklungsprozesse. Durch den Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) können manuelle Aufgaben reduziert und Ausnahmen effizienter gehandhabt werden. Exception-based STP ermöglicht es, Fehler nur bei Ausnahmen zu melden, wodurch die Prozesse insgesamt schneller und weniger fehleranfällig werden. Ein weiteres Element, das zur Prozessverbesserung beiträgt, ist der Unique Transaction Identifier (UTI). Der UTI bietet eine klare, nachvollziehbare Spur für jede Transaktion, was zu einer schnelleren und genaueren Abwicklung führt, indem manuelle Abstimmungen und Fehler minimiert werden. Finanzteams sollten gezielt auf Automatisierung und UTI setzen, um Prozesse zu optimieren.
2. Systemkompatibilität und Bereitschaft für höhere Transaktionsgeschwindigkeiten:
Mit dem verkürzten Abwicklungszyklus müssen Post-Trade Plattformen in der Lage sein, eine erhöhte Transaktionsgeschwindigkeit zu bewältigen. Dies erfordert eine Umgestaltung veralteter, isolierter Strukturen, um übermässige Abstimmungen und Engpässe zu vermeiden. Kurzfristig können taktische Lösungen ausreichen, doch strategisch gesehen sollten Finanzinstitute auf cloudbasierte Infrastrukturen und skalierbare Komponentenlösungen setzen, die grössere Daten- und Transaktionsvolumina verarbeiten können. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Swift Securities View, das eine nahtlose Integration von Transaktionsdaten ermöglicht und so die Transparenz und Kontrolle im Settlement-Prozess erhöht. Durch die Nutzung dieser Plattform können Unternehmen eine ganzheitliche Sicht auf alle Abwicklungen erlangen, was die Kommunikation mit Gegenparteien vereinfacht und Abwicklungszeiten reduziert.
3. Nahtlose Integration und Interoperabilität:
Moderne Post-Trade Infrastruktur muss nahtlos in bestehende Systeme integriert werden können, um über verschiedene Anlageklassen, Silos und geografische Regionen hinweg zu operieren. Diese Interoperabilität hilft, Kommunikationslücken zu schliessen und potenzielle betriebliche Engpässe zu reduzieren, die durch Systeminkompatibilitäten entstehen könnten. Finanzunternehmen, die auf eine effiziente und gut integrierte Infrastruktur setzen, können Kundenanforderungen besser und kostengünstiger erfüllen. Der Einsatz von APIs und die Integration von Technologien wie Swift Securities View helfen, eine effiziente Datenverarbeitung und -übermittlung sicherzustellen.
4. Regulatorische Konformität und zentrale Compliance-Strategien:
Die Anforderungen an regulatorische Compliance nehmen stetig zu, und isolierte Lösungen sind nicht mehr ausreichend. Die Zentralisierung der regulatorischen Compliance ermöglicht eine effizientere Umsetzung von regulatorischen Initiativen, ohne die Systemplanung zu stark zu stören. Mit der Umstellung auf T+1 müssen die Systeme kontinuierlich aktualisiert werden, um neue Compliance-Anforderungen zu erfüllen und die nötigen Monitoring- und Reporting-Funktionen bereitzustellen. Durch die Nutzung von zentralisierten Compliance-Plattformen können regulatorische Updates schneller und mit weniger Störungen umgesetzt werden.
5. Risikomanagement, Echtzeit-Überwachung und effektive Kommunikation:
Der Übergang zu T+1 bringt neue Risiken in den Bereichen Post-Trade, Collateral, Fails und Operations mit sich. Post-Trade Technologieplattformen sollten deshalb über erweiterte Risikomanagement-Funktionen verfügen, die Echtzeit-Updates zu Asset- und Collateral-Risiken sowie potenziellen Zunahmen bei fehlgeschlagenen Abwicklungen bieten. Die Nutzung von Echtzeit-Kommunikationsplattformen und Kollaborationstools kann die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten verbessern und dazu beitragen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu managen. Finanzunternehmen sollten auch Kommunikationsmethoden modernisieren, etwa durch den Einsatz von Instant-Messaging und auditierbaren Chats, um Engpässe in der Abwicklung zu vermeiden. Die Einführung eines verifizierten Branchenverzeichnisses kann ebenfalls helfen, die richtigen Ansprechpartner schneller zu finden, was besonders im Ausnahme-Management nützlich ist.
Die Zukunft des Post-Trade Settlements
Die Neuausrichtung der Post-Trade Settlement-Prozesse ist nicht nur eine operative Notwendigkeit, sondern auch ein strategischer Vorteil für zukunftsorientierte Unternehmen. Mit gezieltem Einsatz von Technologien wie UTI, Swift Securities View, RPA, KI, DLT und Echtzeit-Kollaboration können Finance Operations Teams nicht nur ihre aktuellen Herausforderungen bewältigen, sondern auch die Anforderungen einer zunehmend digitalen Welt proaktiv angehen.
Der Schlüssel liegt in der Integration dieser Ansätze in eine kohärente Strategie, die nicht nur Technologien, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren im Finanzökosystem in den Vordergrund stellt. So lässt sich das volle Potenzial der Prozessoptimierung ausschöpfen und ein resilientes, effiziente Post-trade Settlement Operating Model etablieren. Finance Operations Teams, die diese Wege beschreiten, positionieren sich nicht nur für den heutigen Erfolg, sondern sind auch bestens gerüstet für die Herausforderungen von morgen.