SaaS und Cloud: Chancen in einer konsolidierenden Branche
In den letzten Jahren sind SaaS (Software-as-a-Service) und Cloud-Lösungen für die Digitale Transformation in Unternehmen unverzichtbar geworden. Sie bieten meist kostengünstige Flexibilität und ermöglichen es, innovative Technologien schnell einzuführen und operative Abläufe zu skalieren. Doch die steigende Nachfrage hat die Branche verändert: Viele SaaS- und Cloud-Anbieter werden von Private-Equity-Gesellschaften (PE) oder Venture-Capital-Unternehmen (VC) finanziert und häufig durch Übernahmen in einem dynamischen Markt konsolidiert. Dabei verschmelzen Anbieter durch Akquisitionen, oder Konkurrenzunternehmen schlucken einander auf, was neben Chancen auch signifikante Risiken für die Kunden solcher Anbieter birgt.
Risiken im Umgang mit SaaS- und Cloud-Anbietern
Abhängigkeit von einzelnen Anbietern: Unternehmen, die auf SaaS-Lösungen setzen, können schnell von einem einzigen Anbieter abhängig werden. Änderungen bei diesem Anbieter – sei es durch eine Übernahme oder Umstrukturierung – wirken sich unmittelbar auf die Geschäftsprozesse aus und können Unternehmen in schwierige Lagen bringen.
Private Equity und Venture Capital orientieren sich an Exit-Profiten: Sowohl Private-Equity-Firmen als auch Venture-Capital-Investoren verfolgen das Ziel, ihre Investments profitabel zu verkaufen. In der Regel erfolgt dies über einen sogenannten „Exit“ durch den Verkauf des Unternehmens oder dessen Börsengang. Die strategische Ausrichtung eines Anbieters kann daher stark auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet sein, was häufig auf Kosten des Kundenservices und der Innovationskraft geht. Funktionen, die sich nicht sofort in Profit umsetzen lassen, werden reduziert oder entfernt, und zusätzliche Leistungen können teurer werden.
Konsolidierung und Serviceverschlechterung: Im Rahmen von Unternehmensübernahmen zwischen konkurrierenden Anbietern werden oft bestimmte Produkte eingestellt, und Supportstrukturen oder Serviceniveaus verschlechtern sich, wenn Synergieeffekte genutzt werden sollen. Unternehmen müssen daher mit einer sinkenden Servicequalität rechnen, da die Anbieter ihren Fokus auf Skaleneffekte und Kostenreduktion legen.
Veränderungen der Produkt-Roadmap: Wenn Anbieter ihre Produktstrategien an den Interessen der neuen Eigentümer ausrichten, kann es vorkommen, dass zentrale Funktionen verschwinden oder sich verteuern. Besonders kritisch ist dies, wenn Investoren den Anbieter in kurzer Zeit profitabel und verkaufsfertig machen wollen, was häufig durch massive Produktänderungen oder Kosteneinsparungen erfolgt. Dies führt für Kunden zu unerwarteten Anpassungskosten und einem potenziellen Verlust an strategisch relevanten Funktionalitäten.
Lock-in-Effekte und Verlust interner Kompetenz: Viele SaaS-Lösungen nutzen proprietäre Technologien, die den Wechsel zu einem anderen Anbieter erschweren und kostspielig machen. Diese Abhängigkeit führt oft dazu, dass Unternehmen an internem Fachwissen verlieren, da spezifisches Know-how zunehmend beim Anbieter liegt und intern nur schwer gehalten werden kann.
Verlust an Verhandlungsmacht: Die zunehmende Markt- und Anbieter-Konsolidierung bedeutet für viele Unternehmen einen Verlust an Verhandlungsmacht. Insbesondere bei marktführenden Anbietern, die kleinere Konkurrenten übernehmen und Kunden in Abhängigkeiten bringen, bleiben oft keine gleichwertigen Alternativen – dies macht Verhandlungen schwieriger und kann zu schlechteren Vertragskonditionen für die Kunden führen.
Lösungsansätze zur Risikominimierung
Um die Abhängigkeit von Anbietern zu verringern und die Kontrolle über strategische Lösungen zu bewahren, sollten Unternehmen proaktiv und strategisch vorgehen. Hier sind mögliche Ansätze:
Kompetenz intern aufbauen und bewahren: Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie intern über das nötige Fachwissen verfügen, um eine eigenständige Beurteilung der SaaS-Lösungen und deren Einsatz zu gewährleisten. Regelmässiges Training und gezielte Entwicklung von IT- und Prozess-Know-how helfen, Abhängigkeiten zu reduzieren und unternehmerische Flexibilität zu wahren.
Multi-Cloud- und hybride Ansätze nutzen: Eine Multi-Cloud-Strategie ermöglicht es, mehrere Anbieter einzubinden und so das Risiko von Ausfällen oder Serviceänderungen eines einzelnen Anbieters zu minimieren. Dies bietet Unternehmen Flexibilität und erhöht die Verhandlungsmacht gegenüber den einzelnen Anbietern, da Alternativen verfügbar bleiben.
Datenkontrolle und Compliance sicherstellen: Strikte Daten-Governance und regelmässige Sicherheitsüberprüfungen gewährleisten, dass Compliance-Anforderungen auch bei Veränderungen in der Anbieterstruktur weiterhin erfüllt sind. Unternehmen sollten den rechtlichen Rahmen für die Datenverarbeitung regelmässig überprüfen, um langfristige Risiken zu vermeiden.
Verhandlungsmacht stärken und Exit-Strategien vertraglich festlegen: Unternehmen sollten beim Vertragsabschluss auf klare Exit-Strategien und SLA-Konditionen achten. Vereinbarungen, die bestimmte Servicelevels und Preisstabilität garantieren, helfen, die Verhandlungsposition zu stärken und Änderungen abzufedern. Exit-Strategien und Migrationspläne sichern das Unternehmen zusätzlich ab und bieten Optionen, sollte der Anbieter seine Leistungen reduzieren oder sich aus dem Markt zurückziehen.
Betriebsmodell richtig gestalten
SaaS- und Cloud-Lösungen bieten enormes Potenzial, erfordern jedoch ein bewusstes und strategisches Risikomanagement. Die Branche verändert sich stetig, und das Zusammenspiel von Private Equity, Venture Capital und Unternehmensübernahmen bringt Abhängigkeiten und Risiken mit sich, die Unternehmen durch gezielte Massnahmen steuern können, um ihre Strategieumsetzung sicherzustellen.